Station 20: Nördliches Hochland & Pazifikküste, Costa Rica

18.12 - 31.12.2017, MEZ -7h |

Es ist warm und sehr schwül, die Rucksäcke sitzen schwer auf unseren Schultern und die letzten Sonnenstrahlen des Tages kämpfen sich durch das dichte Blattwerk. Es wird langsam dunkel und wir wissen nicht wie weit wir noch gehen müssen bis wir unser Ziel, die La Leona Ecolodge, erreichen werden.
Nach einer langen und anstrengenden Autofahrt, die mit einer 40km langen Schotter-Rüttel-Piste und mehreren Flussüberquerungen endete, sind wir nun endlich angekommen in Costa Ricas Dschungel! Direkt am Corcovado Nationalpark. In der Basisstation in Puerto Jimenez haben sie uns noch gesagt wir sollen pünktlich sein, die letzten Kilometer müssten zu Fuss zurückgelegt werden. Am Strand entlang oder eben durch den Dschungel. 
Wir bleiben stehen, der Schweiß läuft uns langsam den Rücken runter. War das ein Knistern da hinter uns im Gebüsch? Weiterlaufen. Wir müssen in der Lodge ankommen bevor es stockduster wird. Auf einmal ein lautes Geschrei: Brüllaffen! Ganz nah. Wir sehen sie nicht, aber wir haben sie erst am Morgen im Manuel Antonio Nationalpark beobachtet und das Brüllen ist unverkennbar.
Die Gruppe bewegt sich weg von uns, aber ihre grollenden, dumpfen Rufe hört man noch lang nachhallen. Derweil Zirpen, Rascheln und Meeresrauschen um uns herum. Da: eine Fledermaus, die scheinbar Gefallen an uns findet. Mehrmals stürzt sie sich auf uns, fliegt frontal auf uns zu und weicht erst im letzten Moment aus. Puh, das war knapp! 
Der schmale Pfad schlängelt sich durch das Dickicht und endlich erreichen wir den Flusslauf, der uns runter zum Meer führt.
Die Sonne ist schon untergegangen und der Mond hat die Beleuchtung übernommen. Mit jedem Schritt auf dem weichen Sand scheuchen wir ein paar Sandkrabben auf, die als schnelle Schatten davon laufen, und in einiger Entfernung können wir die Lichter sehen die unser Ziel markieren...


Als unsere letzte größere Station hatten wir uns Costa Rica ausgesucht, denn trotz einiger Bedenken dass es recht teuer und überlaufen sein soll, versprachen wir uns auf der anderen Seite eine gute Infrastruktur sowie eine gewisse Sicherheit auf einige Tierbeobachtungen. Denn unsere eigentliche Planung neben Costa Rica vor allem auch Nicaragua zu bereisen, wurde durch den Einschub der Galapagos Inseln zeitlich zu knapp und hätte uns - gerade auch noch zu Weihnachten - zu sehr gestresst. 
Also wollten wir uns ganz auf Costa Rica konzentrieren, von dem uns im Hostel auf San Christobal noch zwei Österreicherinnen so vorschwärmten, und dort möglichst viel erkunden.

Zunächst aber erwies sich noch die Anreise als schwierig. Avianca, die Fluggesellschaft mit der wir den Flug von San Christobal über Guayaquil und Bogota nach San José gebucht hatten, entschied uns nach 4 Stunden Wartezeit in Guayaquil mitzuteilen, dass sie heute den Flug nach Bogota ausfallen lassen. Merkwürdig, da auch der Avianca-Flug am Nachbar-Gate ausfiel und zwei defekte Maschinen zur gleichen Zeit doch sehr unwahrscheinlich sind... Stattdessen glauben wir der Theorie, dass sie am Abend schlicht keine halbleeren Flugzeuge mehr losschicken wollten.
Nach 2 weiteren Stunden, in denen wir einen neuen Flug bekamen und unser Gepäck wieder einsammelten, ging es endlich zu dem Hotel, in dem wir auf Kosten der Airline die Nacht verbringen sollten. Hätte auch ganz nett sein können, wäre unser Austauschflug nicht am nächsten morgen schon um 4:54 Uhr gestartet. So hieß es schon nach 4 Stunden Schlaf wieder aufstehen und zurück zum Flughafen.

Glücklicherweise hatten wir die ersten Tage in Costa Rica noch nichts vor und konnten erstmal ein bisschen ausschlafen. Danach hieß es aber: planen! Was machen wir in den nächsten 10 Tagen hier und wie kommen wir am flexibelsten und schnellsten zu möglichst vielen interessanten Orten? Es lag auf der Hand, wir brauchten wieder einen Mietwagen. 

Als erstes fuhren wir nach Norden um Vulkane und die bekannten Nebelwälder anzuschauen. Und waren zunächst einmal ernüchtert. Zu mittelmäßig beeindruckenden Landschaften gesellte sich ein riesiges Angebot an touristischen Attraktionen, Restaurants und Hotels. Schnell wurde klar, dass das Land schon seit Jahrzehnten stark von den amerikanischen Urlaubern lebt und beeinflusst wird. An jeder Straße finden sich große Werbetafeln von amerikanischen Immobilienmaklern und an jedem zweiten Ortseingangsschild steht über dessen Namen, dass sie dort American Express akzeptieren - Hä? 
Und Spanisch? Nicht notwendig! Selbst der zahnlose, vergreiste Parkplatzwächter erzählt einem auf Englisch, dass er 2 Dollar einkassieren möchte.

Nun gut, nach dem ersten Schock wie stark vermarktet und touristisch hier doch alles ist, fanden wir dann aber schon noch ein paar tolle Natur-Highlights, die das Land ja auch so berühmt und beliebt gemacht haben. Ohne große Mühe kann man jede Menge Äffchen und viele bunte Vögel beobachten. Auch Nasenbären und Agutis ließen sich direkt vor unserem Hotel im Nebelwald blicken. 

Nach einem kurzen Abstecher an die nördliche Pazifikküste zum Baden, ging es dann runter in Richtung Corcovado Nationalpark, von dem wir uns deutlich mehr Abgeschiedenheit und Naturbelassenheit erwarten konnten.

Vorher machten wir aber noch einen Ausflug zum Nationalpark Manuel Antonio, der die gesamte Tragik des Landes auf wenigen Hektar Fläche perfekt zusammenfasste. Einer traumhaften Wald- und Küstenlandschaft mit wunderbar vielen exotischen Tieren (Affen, Schlangen, Aras, Faultiere,...) stehen Unmengen von Touristenscharen entgegen, die gruppenweise von unfreundlichen Guides durch den Park geschleust werden wie durch einen Zoo mit der Garantie jedes Tier durch irgendein Fernglas zumindest einmal irgendwie gesehen zu haben. Schade, dachten wir uns und machten nach 2 Stunden wieder kehrt.

Mit unserer letzten Unterkunft hat uns Costa Rica dann aber doch noch begeistert. Der Corcovado Nationalpark ist ein Regenwald direkt am Meer. Das hatten wir so auch noch nie! In einer Hängematte unter Palmen liegend kann man zur einen Seite das Meeresrauschen und zur anderen das Gekreische der Aras und Affen hören. Oder: Nach einer anstrengenden Wanderung durch den feucht-schwülen Regenwald kühlt man sich beim Wellenbaden im Pazifik ab. Einfach paradiesisch!
Zudem haben wir neben den verschiedenen Affen- und Vogelarten noch zwei besondere tierische Highlights erlebt: zum einen - wir waren gerade am Baden - kroch keine 20 m entfernt von uns eine Schildkröte aus dem Pazifik um direkt vor unseren Augen am Strand ihre Eier abzulegen. Als sogar der zufällig vorbeigekommene Naturguide anfing Selfies von sich und der Schildkröte zu machen, war uns klar, dass das hier zu dieser Tages- und Jahreszeit kein ganz normales Ereignis war.
Zum anderen konnten wir Dank unserer engagierten Führerin, die uns immer tiefer durch das Geäst in den Nationalpark hineinführte, einen Ameisenbären beim Fressen beobachten.

Leider waren die Nächte in unserem nur aus Fliegengittern abgeschirmten Bungalow-Zelt aufgrund des beständig lauten Meeresrauschens etwas schlaflos und auch an diesem abgeschiedenen Ort war man vor amerikanischen Pauschaltouristen nicht ganz sicher. Alles in allem aber dennoch ein schöner Abschluss für Costa Rica!

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