Station 18: Fjorde Feuerlands, Chile

02.12. - 06.12.2017, MEZ -4h |

Nachdem wir schon gut 3 Wochen mit dem Mietwagen und auf eigene Faust durch ganz Südpatagonien und bis runter nach Ushuaia gereist sind, hatten wir trotzdem noch nicht genug von dieser schönen Landschaft und machten uns deshalb auf auch noch den südlichsten Teil mit seinen vielen Inseln und Fjorden zu erkunden. Weil dies aber nicht mehr allein und schon gar nicht mit dem Auto möglich ist, hatten wir uns schon von Deutschland aus zwei Plätze auf einer Expeditions-Kreuzfahrt gesichert. 


Mit der Stella Australis sollte die Reise in Punta Arenas (Chile) starten und am 5. Tag in Ushuaia (Argentinien) enden. Zwischendurch würden wir auf der berühmten Magellan-Straße (Magellan war der erste, der mit dem Boot unter Amerika herumfuhr und somit die Welt umrundete) sowie dem Beagel-Kanal (benannt nach dem Schiff von Robert Fitz Roy, der Kapitän der Charles Darwin bei seiner Entdeckungsreise umherfuhr) schippern und dabei weitere Pinguine, Vögel sowie zahlreiche Gletscher sehen!


Zunächst waren wir aber etwas skeptisch. Würde uns diese Art zu Reisen überhaupt gefallen, wo wir doch gerade Kreuzfahrten so skeptisch gegenüber stehen? Allein schon wegen der Menge an Menschen, den begrenzten Platzverhältnissen und dem vorgeschriebenen Programm, das einen dazu verleiten lässt seinen Kopf beim Einchecken gleich auszuschalten. Wird es feste Essenszeiten und vorgeschriebene Tischpartner geben? Und vor allem: werden wir am Ende auch genug von der Natur sehen und erleben?


Nach dem Bezug der Kabinen (angenehm groß und alle mit Fenster) und der obligatorischen Begrüßung durch Crew und Captain stand auch schon das erste Dinner auf dem Programm. Um alle 200 Gäste koordiniert und zeitgleich zu verköstigen, gab es natürlich eine festgelegte Sitzordnung und für uns die erste (positive) Überraschung: Mit uns am Tisch saßen Claire und Jon, ein junggebliebenes, super nettes, niederländisches Rentnerpärchen mit denen wir noch jede Menge unterhaltsame und lustige Frühstücke, Mittage und Abendessen erleben sollten! Auch die beiden lieben das Reisen (Claire hat schon 80 Länder auf dem Konto) und sie brachten uns nebenbei den guten niederländischen Humor etwas näher.


In den nächsten drei Tagen hatten wir mehrerer interessante Landgänge, die meist damit begannen, dass wird bereits am Tag vorher in einem Vortrag über die anstehenden Wanderungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden informiert wurden und uns entsprechenden Gruppen zuordnen konnten. Wir wählten stets die schwierigste Etappe, die uns zwar konditionell nie wirklich forderte, aber ein bisschen weniger Erzählerei bei (meist) etwas mehr Natur und Ausblick versprach. Die Guides die uns dabei begleiteten waren super und so lernten wir noch einiges Interessantes über die Geschichte der Gegend (indianische Ureinwohner, Kolonialisierung, usw.) und der Natur (z.B. Entstehung der Gletscher und der Landschaften nach der Eiszeit).


Letztendlich waren wir aber froh viele Teile Südpatagoniens schon vorher auf eigene Faust erkundet zu haben, weil man doch einfach viel mehr von der Natur sieht und spürt, wenn man allein auf Wanderung geht und seine eigene Route festlegen kann. Bei einigen Ausflügen haben wir daher auch die Chance genutzt und sind - statt uns bei Kakao und Whiskey zu bedienen - noch ein bisschen selbst umhergestreift. Und das hat sich gelohnt! Denn als eine der Einzigen auf dem gesamten Schiff haben wir einen jungen Seeelefanten an Land kommen sehen und richtig tolle Bilder machen können.


Aber auch ansonsten konnten wir (wie erhofft) während der Kreuzfahrt noch viele weitere Tiere (Pinguine, Delfine, etliche Vögel, ...) und wunderschöne Naturlandschaften (Fjorde, Gletscher, einsamste Gegenden, ...) sehen, die man tatsächlich auch nur vom Boot aus erreichen und erleben kann. Mit den vielen Ausflügen, Vorträgen und Mahlzeiten (das Essen war mit das beste bisher auf unserer Reise) verging die Zeit wie im Flug und wir erreichten auch schon den kleinen Höhepunkt unserer Route: Kap Hoorn, den südlichsten Fleck auf der Welt vor der Antarktis. In den berüchtigten Gewässern, wo Atlantik und Pazifik zusammenstoßen und die Winde so unberechenbar sind, mussten schon so viele Seefahrer ihr Leben lassen (allein über 800 registrierte Schiffbrüche). Demut kommt in einem auf wenn man kurz vor dieser kleinen Insel ankert und das stürmische Meer gegen das Boot und die Felswände klatscht. Ein kurzer Landgang ist bei diesem Wind (>100 km/h) nicht möglich und als wir raus auf das oberste Deck gehen und fast den Boden unter den Füßen verlieren sind wir auch froh bei dem Wellengang nicht in unsere kleinen Schlauchboote zu müssen. Nach einiger Zeit kehren wir wieder um und essen unser Frühstück diesmal bei besonders lustigem Gewackel und ziemlicher Schräglagen, wegen der hohen Wellen.


Wieder in seichteren Gewässern angekommen beenden wir unser Fahrt kurz vor Ushuaia mit einem letzten Ausflug auf die Isla Navarino. Von ihrem höchsten Punkt aus haben wir nochmal einen fantastischen Blick über die Fjord- und Insellandschaft Feuerlands und das bei bestem Wetter (es ändert sich hier wirklich minütlich). 


Zusammengefasst können wir nach 4 Tagen auf dem Schiff festhalten, dass diese Art zu Reisen immer noch nicht unsere liebste ist. Trotz der komfortablen und schönen Bedingungen an Bord und der super Crew, hat man irgendwann einfach jeden Winkel erkundet, sieht immer wieder die gleichen Leute um sich herum und kennt die vorgeschriebenen Tagesabläufe. Nichtsdestotrotz war diese Expeditions-Kreuzfahrt am Ende der Welt ein einmaliges und vor allem besonderes Erlebnis, das uns Feuerland nochmal von einer anderen, wunderschönen Seite nahegebracht hat. Alles in allem ein toller Abschluss unserer Patagonienreise.


Bevor es nun aber mit Galapagos weiter geht, müssen wir uns zunächst noch um eine neue Kamera kümmern. Denn nach gut fünf Jahren und vielen vielen Fotos hat unsere Lumix während der Kreuzfahrt leider ihren Geist aufgegeben. Für uns stellt sich also die spannende Herausforderung während der nächsten beiden Reisetage (es geht von Ushuaia über Buenos Aires, Bogota und Guayaquil bis nach Santa Cruz) irgendwo auf den Flughäfen oder abends in Shoppingmalls eine passende Kamera zu finden, die hoffentlich auch nicht allzu teuer ist.