Der Torres del Paine Nationalpark ist ein weiteres Highlight Patagoniens. Im Süden Chiles leben hier auf über 2.400 qkm neben zahlreiche Guanakos, Füchsen, Hasen, und jeder Menge wunderschöner Vögel auch noch Stinktiere und sogar Pumas (die man äußerst selten zu Gesicht bekommt) vor atemberaubender Kulisse zusammen. Der Park lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden, eine bekannte Wanderroute ist das "W", welches man hier ablaufen kann. Da das aber ca. 5 Tage umfasst haben wir uns dann doch für die vermeintlich leichtere Methode entschieden und sind mit unserem Mietauto unterwegs gewesen. Insgesamt hatten wir drei Tage vorgesehen, da auch das Eintrittsticket für bis zu drei Tage gültig ist und man wegen des Wetters auch besser einen Tag mehr einplanen sollte, wie wir ja schon gelernt haben (siehe Iguazu-Wasserfälle).
Am ersten Tag sind wir erst einmal durch diese wunderschöne Natur zu Füßen des "Cerro Paine Grande", dem höchsten Berg des Parks, gefahren und haben schon die ersten Blicke auf die "Torres del Paine" erhascht. Diese nadelförmigen Granitfelsen sind das Wahrzeichen des Parks und damit auch Ursprung seines Namens.
Neben diesen beeindruckenden Felsmassiven gibt es jede Menge Fjorde und Täler zu sehen, die unberührt vor einem liegen. Ebenfalls beeindruckend sind die unzähligen Lagunen, die von einem Türkis sind, wie wir es noch nie vorher gesehen haben.
Wettertechnisch hatten wir so mäßig Glück: es regnete nie den ganzen Tag, manchmal war sogar blauer Himmel zu sehen, aber es war unglaublich windig. Und das blieb leider auch die folgenden Tage so.
Am zweiten Tag haben wir uns für eine Tageswanderung entschieden, um direkt in diese herrliche Natur einzutauchen. Wir wollten zur „Laguna de Los Torres“, der Lagune zu Füßen der "Torres del Paine". Insgesamt sind dabei knapp 10 km zu laufen und ca. 750 Höhenmeter zu bewältigen (in eine Richtung). 8 h sollten wir insgesamt unterwegs sein. Da der Weg einen erstmal direkt in die weite Steppe führt, bekommt man auch gleich die ganze Kraft des Windes zu spüren. Da helfen dann nur Sonnenbrille und Kapuze gegen den aufgewirbelten Staub.
Weiter über einen Berg hinüber, den man serpentinenartig erklimmt, führt der Weg wieder hinab zum Fluß, wo man an einem Campingplatz eine kurze Pause machen kann. Dabei schlägt einem immer wieder der Wind böig um die Ohren, teilweise nicht ganz ohne, weil man doch recht nah am Abgrund laufen muss. Nun geht es weiter über Stock und Stein hinein in einen Wald. Die Bäume ächzen und rascheln unter den Windböen, aber wir sind erst einmal in Sicherheit.
Nach einer Weile kommen wir an eine Lichtung und müssen feststellen, dass jetzt der schwierigste Teil der Wanderung ansteht: Es geht geradewegs über Geröll steil bergauf und das bei diesem Wind! Unterdessen sind wir auch schon etwas fertig und unsere Beine müde vom ersten Teil der Tour. Aber dieses letzte Stück wollen wir auch noch hinter uns bringen! Irgendwann, nach vielen Pausen, in denen man die beeindruckende Landschaft genießen kann (um mal unbemerkt Luft zu schnappen) ist es dann auch geschafft und wir stehen vor den "Torres del Paine", den "Türmen des blauen Himmels".
Oben angekommen sind dann erstmal Fotos angesagt, man weiß ja nie, ob nicht nachher noch mehr Wolken auftauchen. Aber dann gibt es endlich das wohlverdiente Sandwich!
Als wir zum Ende unserer Pause dann noch ein Foto von uns machen lassen wollen, was hier oben wirklich jeder macht, passiert etwas, was es auf jeden Fall in die Top-Ten der Kuriositäten schafft: Als wir auf dem letzten Stein vor der Lagune in Pose stehen weht plötzlich so eine kräftige Windböe, dass wir um ein Haar fast im Wasser gelandet wären! Mit letzter Kraft verhindern wir es und freuen uns sehr, dass wir nicht mit nassen Schuhen und Hosen den Rückweg antreten müssen.
Insgesamt wird das Wetter jetzt immer schlechter und Regenwolken bleiben an den Bergen hängen. Zeit für uns den Abstieg anzutreten. Die 10 km zurück geht es dann etwas schneller, sie sind aber nicht weniger anstrengend. Wir machen auch keine großen Pausen mehr, weil wir Angst haben dann hängen zu bleiben, wenn wir einmal sitzen.
Diese Wanderung hat uns echt einiges abverlangt. Der Weg ist manchmal kaum zu erkennen, einfach nur Steine, teilweise viel zu hohe Stufen, wahnsinniger Wind und so viele Auf und Abs... für uns die zweitschwierigste Wanderung in unserem Leben (die Schwerste bleibt die um die Quilotoa-Lagune herum im Sommer 2015 in Ecuador: 28 km bei ähnlichem Wind wie heute, aber auf 4.000 m Höhe und mit noch mehr Auf und Abs über Sand...). Am frühen Abend sind wir dann fußlahm, aber glücklich wieder am Parkplatz bei unserem Auto angekommen und schnell ins Hotel unterwegs, wo wir nach einer wohligen Dusche nur noch ins Bett fallen.
Tag drei beginnt leider etwas verhalten: Es hat sich eingeregnet. Eigentlich wollten wir heut den "Lago Grey" mit dem dahinter liegenden Gletscher anschauen, von dem man echt schöne Bilder mit den Bergen im Hintergrund machen kann, aber nachdem wir hingefahren sind und auch eine Weile gewartet haben, mussten wir feststellen, dass es nicht aufziehen wird: Die Berge bleiben in Regenwolken versteckt, alles bleibt grau-in-grau. Damit haben wir uns gegen diese letzte kleine Wanderung entschieden (ja, auch der Muskelkater wegen gestern hatte etwas damit zu tun) und sind gemütlich in Richtung Punta Arenas gefahren.