Station 14: Mt. Fitz Roy u. Perito Moreno Gletscher, Argentinien

13.11. - 18.11.2017, MEZ -4h |

Die nächste Station auf unserer Reise führt uns zu einem unserer persönlichen Highlights: Patagonien!
Damals, als wir uns zu unserer Reise entschlossen haben stand Patagonien ganz oben auf unserer Liste! Wir wollten diese beeindruckende Natur vom anderen Ende der Welt mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Füßen erwandern! Also nahmen wir von Iguazu aus einen Flug über Buenos Aires direkt ans andere Ende des Landes - nach El Calafate. Die Legende sagt: Wer einmal von der Calafate-Frucht probiert hat, kommt hierhin zurück. Also kauften wir uns schnell noch einen Calafate-Likör, bevor es mit dem Bus weiter in das kleine Örtchen El Chalten ging.
El Chalten hat sich selbst den Namen  "Wanderhauptstadt Argentiniens" gegeben. Vielleicht etwas dick aufgetragen, aber unserer Meinung nach komplett zu recht, denn es gibt unzählige Wanderwege, die einen direkt hinein in die beeindruckende Natur führen.

Unsere erste Wandertour begann (auf Empfehlung unserer sehr netten Gastgeberin Mayra) an einer etwas abseits der Stadt gelegenen Hütte, die wir zunächst mit einem Kleinbus erreichten. Es ging auf und ab, über Stock und Stein direkt durch die hier so typischen Lenga-Wälder, die wie Filmkulissen aussehen. Der optimale Ort um Märchen zu drehen, ein richtiger Zauberwald! Leider war es am Vormittag noch sehr bewölkt, aber der Wetterbericht versprach klaren Himmel zum Nachmittag. Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Mirador Glaciar Piedra Blanca, der uns mit einem tollen Blick auf einen ersten beeindruckenden Gletscher belohnte.
Nach einer weiteren Stunde endete unser Weg am Aufstieg zur Laguna de los Tres, der Lagune zu Füßen des Cerro Fitz Roy, dem Ziel und Highlight der gesamten Wanderung. Der 1 km lange Aufstieg wird ziemlich anstrengend werden, meinte schon Mayra und empfahl uns daher Wanderstöcke auszuleihen, was wir noch sehr zu schätzen wissen sollten! Na schauen wir mal, dachten wir uns am Fuße des Berges und lasen an den Informationsschildern, dass wir 400 Höhenmeter zu bewältigen und eine gute Stunde einzuplanen haben. Über Steine und Geröll ging es kontinuierlich und meist stufenartig nach oben. Nach etwa 15 Minuten anstrengendem Weg, schon leicht k.o. aber mit dem Gefühl bereits ein gutes Stück geschafft zu haben, wagten wir einen Blick nach oben und waren geschockt: Vermutlich gerade mal ein Zehntel des Aufstiegs hatten wir bewältigt  und in weiter Ferne schlängelten sich Menschen als kleine bunte Punkte noch die Serpentinen hinauf. Als uns dann auch noch dämmerte, dass uns nach dem Abstieg noch 3 weitere Stunden Rückweg bevorstanden, wurde uns doch etwas anders zu Mute, aber was soll's wir wollten schließlich den Fitz Roy sehen. Also weiter Schritt für Schritt nach oben, bis wir endlich die obere Kante erreichten und dann das: Keine Lagune, kein Fitz Roy, nur ein weiterer Hügel aus Geröll...! Aber auch diesen ließen wir noch hinter uns und erreichen schließlich das Ziel: die Laguna de los Tres, die schneebedeckt wunderschön still vor den zackigen Felsen von Fitz Roy und Co. liegt. Es ist umwerfend! Bevor wir ein paar Bilder machen, gibt es erstmal ein kleines Picknick und wir verschnaufen ein wenig vor dieser atemberaubenden Kulisse. Weil allerdings ein ziemlich eisiger Wind geht, bleiben wir nicht allzulang hier oben und machen uns schon bald wieder auf den steilen Weg hinunter, der leider nicht weniger anstrengend ist als hinauf.
Unten angekommen geht es zurück nach El Chalten. Der Weg führt uns neun Kilometer vorbei an glasklaren Flüssen (mit Trinkwasserqualität), wunderschönen Lagunen und durch bezaubernde Wälder, immer mit dem herrlichen Fitz Roy im Rücken, der nun vor fast wolkenlosem Himmel im Licht der Nachmittagssonne strahlt.
Am Abend sind wir einfach nur platt, schaffen es gerade noch so ein Restaurant anzusteuern und freuen uns, als wir ins Bett fallen dürfen. Insgesamt waren es wohl so 18 km, die uns in den Beinen steckten.
Der nächste Tag begann mit einem besonderen Frühstück: Unsere Freunde Marina und Christian, die wir aus der Salar de Uyuni in Bolivien kannten, kamen in unserer kleinen Cabana vorbei. Zufällig waren wir wirklich nochmal zur selben Zeit am gleichen Ort und das mussten wir ausnutzen!
Und weil es an diesem Morgen auch noch sehr sehr windig und regnerisch war, kam Wandern überhaupt erst zum Nachmittag hin in Frage. Wir tauschten uns aus über Iguazu, Torres del Paine, Galapagos und Mexiko. Die Wasserfälle stehen nämlich bei ihnen noch auf dem Programm, die letzten drei Ziele wollen wir uns noch vornehmen.
Nachdem unser Frühstück dann über die vielen Tipps und Erlebnisse hinaus eher zu einem Brunch ausgeartet ist, müssen die beiden aber los. Und für uns heißt es: Wandersachen anziehen und los geht es wieder. Eigentlich wollten wir den Wanderweg zur Lagune de Torre machen, um mit dem Cerro Torre einen weiteren coolen Berg zu sehen, aber der versteckte sich doch recht schüchtern hinter Wolken. Nachdem wir am Mirador standen und wirklich kaum was zu sehen war und immernoch ein mächtiger Wind pfiff, sind wir umgekehrt und haben uns stattdessen einen kleinen hübschen Wasserfall angeschaut. Den Abend konnten wir dann noch ein spezielles Highlight unsere Unterkunft auskosten: Eine kostenlose Spa-Anwendung. Was gibt es schöneres als nach zwei anstrengenden Wandertagen die müden Beine in einem warmen, blubbernden Whirlpool auszustrecken?

Nach zwei Tagen El Chalten hing es mit Muskelkater in den Beinen mit dem Bus zurück nach El Calafate. Hier stand tags darauf auch schon das nächste Highlight unserer Reise an: der Perito Moreno Gletscher! Einer der bekanntesten und bestzugänglichen Gletscher Südamerikas. Wir hatten bereits vorab eine Tour gebucht, die es uns erlaubte direkt auf den Gletscher zu steigen. Nach einer 90 minütigen Busfahrt zum Nationalpark ging es mit einem kleinen Schiff direkt auf den riesigen Gletscher zu. Bis zu 60 m hoch und aus purem Eis, wirkt dieser schon vom Boot aus überwältigend! Auf der gegenüberliegenden Seite angekommen, werden wir in kleine Gruppen eingeteilt und jeder bekommt ein paar schwere Spikes unter seine Schuhe gebunden, bevor es direkt rauf aufs Gletschereis geht. Es ist schon beeindruckend zu wissen dass man sich auf einer massiven Eisschicht bewegt, welche sich jeden Tag ein kleines Stück vorwärts schiebt. Auch sonst lernen wir noch einiges über den Gletscher von unserem Guide, während wir mit wackeligen Beinen durch Eisspalten hindurch kraxeln und sonderbare Formationen und Lichteffekte bewundern. Ein cooles Erlebnis, das mit einem Glas Whiskey mit Gletschereiswürfeln endet.
Anschließend geht es noch zu den gegenüberliegenden Besucherterrassen, von denen man einen traumhaften Blick über und direkt frontal auf den Gletscher hat. Hier wird uns nochmal das gesamte Ausmaß dieses riesigen weißen Teppichs bewusst, der sich von den schneebedeckten Anden runter bis in den Fluss hinein erstreckt. Und so stehen wir einfach eine Weile da und staunen dieses imposante Gebilde an und hören dem Eis beim Knistern zu. Besonders laut wird es, wenn der Gletscher "kalbt", das bedeutet, dass einige große Eisbrocken abbrechen und ins Wasser klatschen.
Nach einem tollen Tag bei Sonnenschein und blauem Himmel - am nächsten Tag gab es  Schneeregen in El Calafate (!), wir haben also echt Glück mit dem Wetter - gab es am Abend noch ein Glas leckeren Wein und Lamm, beides aus Patagonien versteht sich.