Station 12: Buenos Aires, Argentinien

04.11. - 09.11.2017, MEZ -4h |

Nach gut 2 Wochen in den Anden mit zahlreichen spannenden Erlebnissen und faszinierenden Landschaften, sind wir in unserer nächsten Station - Buenos Aires - angekommen.

Für Argentiniens Hauptstadt hatten wir 5 Nächte eingeplant, um uns zum einen ein wenig von der Höhenluft zu erholen sowie auch unsere paar Sachen mal wieder zu sortieren und zu waschen, aber natürlich auch um genug Zeit für die Stadt selbst zu haben. Und das war auch gut, denn Buenos Aires präsentiert sich als spannende Mixtur, in die man erst eine Weile eintauchen muss, um sie kennen und lieben zu lernen... 

Interessanterweise hatten wir nicht nur einmal während unseres Aufenthalts das Gefühl irgendwo in den 80er oder 90er Jahren stehen geblieben zu sein - beispielsweise sind hier gerade bauchfreie Tops und megahohe Plateauschuhe bei den Frauen extrem angesagt. Sehr eigenartig! 

Die Stadt ist sowohl südamerikanisch, aber im Gegensatz zu einigen ihrer kontinentalen Partner auch schon mehr westlich/europäisch/weltstädtisch und dennoch - vergleichbar zur argentinischen Wirtschaft - irgendwie mal hängengeblieben.

Einer guten Infrastruktur mit U-Bahnnetz, recht sauberen Straßen und vergleichsweise geordnetem Verkehr stehen (vmtl. noch aus Sichheitsbedenken) mit Gitterstäben verriegelte Läden gegenüber. Es gibt zwar die bekannten Fastfood-Ketten und Cafés, aber Haushaltswaren, Elektronik und Co. kauft man allesamt in den kleinen privaten Geschäften an der Straßenecke. Auch Supermärkte verstecken sich hinter kleinen, unscheinbaren Eingängen und sind am Ende immer etwas größer als man dachte.


Am authentischsten haben wir die Stadt in San Telmo erlebt, dem Viertel in dem auch direkt unser Apartment lag. In den kleinen Straßen gibt es alle Läden die man so braucht (Bäcker/Patisserie, Wäscherei, Kiosko, Obst/Gemüse, ...) und wenn nicht gibt es noch den Mercado, eine schöne alte Markthalle, in dem es auch Cafés und allerlei Antiquitätenläden gibt. In unserer näheren Umgebung haben wir auch mehrfach lecker gegessen, denn gutes Fleisch (Steak) gehört natürlich zu Argentinien wie die Weißwurst zu München. Dabei haben wir auch gelernt, dass der Grill (Asado) am Abend erst um 20:00 Uhr wieder angefeuert wird (scheinbar ein wirklich hartes, ungeschriebenes Gesetz). Einmal saßen wir also um 7 in einem netten kleinen Restaurant und hätten nur Salat bestellen können, haben uns dann aber entschieden die Stunde mit einem sehr leckeren argentinischen Wein (auf Empfehlung des Chefs) mit leerem Magen auszuharren, um am Ende (gegen 20:15 Uhr) dann aber mit dem besten Bife de Chorizo belohnt zu werden - lecker!


Um einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu bekommen, haben wir uns am Sonntag direkt zu Fuß zum Plaza de Mayo aufgemacht. Hier sollte man am Wochenende eigentlich immer den rosafarbenen Präsidentenpalast von innen zu sehen bekommen. Leider war dieser genauso wie die sonst kostenlose Centro Cultural Kirchner für Besucher geschlossen und weiträumig abgesperrt. Auch sonst war es auffällig ruhig und leer in den Straßen, wobei der Sonntag eigentlich kein genereller Schließtag ist. Etwas später und nach ein paar Plakaten mehr hatten wir aber eine Vermutung: es war die Ruhe vor dem Sturm, denn am Abend startete das Fußballhighlight des Jahres! River Plate gegen Boca Juniors - es war Superclasico-Sonntag! Stimmt, die Argentinier sind natürlich auch fußballverrückt und dieses Stadtderby ist eines der berühmtesten weltweit, gleichzusetzen mit Real gegen Barca oder Celtic gegen Glasgow Rangers. Weil es in der Vergangenheit schon Tote wegen der Rivalität der Clubs (gern auch „arm gegen reich“) gegeben hat sind die Sicherheitsmaßnahmen verständlicherweise hoch.


Also haben wir uns alles in Ruhe und mit viel sichtbarer Polizeipräsenz von außen angeschaut, darunter schöne Plätze und Gebäude wie den Obelisken, das Teatro Colon und die vermeintlich breiteste Straße der Welt (16 Spuren), die Avenida 9 de Julio. Schön auch, dass hier gerade Frühling ist (angenehme Temperaturen) und die für BA typischen Jacaranda-Bäume lilafarben blühen.


Am nächsten Tag ging es zur Abwechslung und weil die Gelegenheit günstig war, mit dem Boot rüber nach Uruguay. Die kleine Stadt Colonia de Sacramento liegt direkt gegenüber von Buenos Aires am anderen Ufer des Rio de la Plata und besticht durch einen gut erhaltenen, mittelalterlich wirkenden Altstadtkern. In den schönen Kopfsteinpflaster-Gassen fand sich auch die ein oder andere Oldtimer-Rarität, leider in den meisten Fällen aber nicht mehr fahrtüchtig sondern als Blumentopf umfunktioniert. Trotzdem schön anzusehen!


In Buenos Aires haben wir dann vor allem noch unsere Reiseplanung für die weiteren anstehenden Stationen vorangetrieben und ein paar weitere kuriose Erkenntnisse über Argentinien gesammelt: trotz einigen Umweltschutzbemühungen, sind die nun wirklich äußerst schädlichen Styropor-Becher für Heißgetränke stark verbreitet; in Argentinien ist es schwer an Bargeld zu kommen (am Automaten keine US-Dollar und argentinische Pesos immer nur bis 2000 (ca. 100 EUR) limitiert sowie gegen eine krasse Gebühr von 5 EUR pro Abhebung) und: Argentinier bilden unheimlich gern und ordentlich Warteschlangen (vor allem an Bushaltestellen, die ohne diese gar nicht als solche erkennbar wären).


Am letzten Tag haben wir dann noch einen Abstecher zum berühmten Friedhof Recoleta gemacht, wo auch das Grab von Evita zu finden ist. Ein seltsamer Friedhof mit Hunderten von kleinen Mausoleen - manche protzig manche schon sehr zerfallen - auf dem wir beschlossen haben, dort nicht begraben werden zu wollen (das Preisgeld von 150.000 USD wäre auch zu hoch). Danach ging es dann nochmal durch die Stadt, diesmal deutlich belebter und geschäftiger. Das Spiel am Sonntag endetet übrigens 2:1 für Boca.