Station 10: Titicacasee, Peru/Bolivien

24.10. - 28.10.2017, MEZ -7h/-6h |


Zurück in Cusco hat dann leider auch Katja noch die „Rache der Inca“ (so nennen wir diesen fiesen Magen-Darm-Infekt, den wir uns in Aquas Calientes eingefangen haben) erwischt und so sind wir einen Tag länger dort im Hotel geblieben und haben uns erstmal auskuriert. Das führte dazu, dass wir unsere Reise- und Übernachtungspläne für die darauf folgenden Tage etwas modifizieren mussten, was aber dank Internet alles recht gut funktionierte. 


Am Dienstag ging es also los mit unserer ersten Busfahrt hier in Südamerika von Cusco nach Puno, direkt an den Titicacasee. Und wir waren ziemlich überrascht, hatten wir uns das Busfahren hier doch schon etwas abenteuerlich vorgestellt (bloß aufs Gepäck aufpassen!, keine Zwischenstopps, ...) entsprach diese Fahrt mit Cruz del Sur doch dem genauen Gegenteil und war vermutlich sicherer und komfortabler als so manche Flixbus-Fahrt in Deutschland...

An einem eigenen, mit großen Mauern und Zäunen abgesperrten Terminal gab man sein Gepäck -ähnlich wie am Flughafen- an einem extra Schalter ab, bekam einen durchnummerierten Gepäckcoupon und ging dann zur Ausweiskontrolle. Vor dem Einsteigen wurde man zudem noch mit der Kamera gefilmt und das Handgepäck und man selbst wurden mit einem Metalldetektor auf verbotene Gegenstände gefilzt.

Während der Fahrt selbst konnte man Filme auf dem eigenen Bildschirm schauen, bekam eine Decke sowie ein Essen und warme Getränke serviert. Leicht schmunzelnd mussten wir uns an unseren billigen Nachtflug mit AirAisia von Denpasar über Kuala Lumpur nach Sydney erinnern, wo es genau das alles nicht gab (oder nur gegen Aufpreis).

In Summe hat uns die knapp siebenstündige Fahrt etwa 12 EUR pro Person gekostet.


Dass es aber auch ein paar Kategorien schlechter geht, haben wir gleich bei den nächsten Busfahrten erlebt: Von Puno nach Copacabana war schon Schluss mit guten Kontrollen, Filmen und Service. Stattdessen wurde unser Bedürfnis nach Sicherheit etwas auf die Probe gestellt: Dass die Tür nach vorn zum Fahrer und Ausgang von unserer Seite aus verschlossen ist, ist ok und hier auch normal. Dass aber alle Hammer zum Zerschlagen der Scheiben im Notfall fehlten und auch die Dachluke maximal klein war, war dann doch etwas verstörend. Abschwächend muss man aber auch sagen, dass die Fahrer hier bisher immer sehr ordentlich und vorsichtig fahren und auch immer zu zweit sind. Und so haben wir mit den anderen Passagieren eigentlich nur wegen der fehlenden Belüftung geschwitzt (Preis knapp 10 Euro pro Person für gute 4 Stunden incl. Grenzübergang Peru - Bolivien).


Bei unserer letzten Fahrt von La Paz nach Uyuni hatten wir mit Trans Salvador dagegen erstmals deutliche Abstriche bei der Organisation (bisher immer perfekt, immer pünktliche Abfahrten) hinnehmen müssen. 05:30 Uhr sollte Abfahrt sein und beim Ticketkauf am Nachmittag davor wurde uns gesagt, wir sollen um 05:00 Uhr da sein. Nachdem um 03:45 Uhr der Wecker geklingelt hat und wir pünktlich mit ein paar anderen Fahrgästen am Abfahrschalter standen, ging das große Warten in der Kälte los. Denn erst nach gut einer Stunde (und vermutlich gut ausgeschlafen) kamen endlich Bus und Ansprechpartner von Trans Salvador und mit ihnen für uns zumindest die Gewissheit, dass wir nicht in La Paz verharren müssen.

Während der gut 9-stündigen Busfahrt haben wir immer mal wieder angehalten, um z.B. mitten in der Wüste ein paar Leute aufzugabeln und diese ein paar Stunden später - und immernoch mitten in der Wüste (!??) - wieder rauszulassen. Kleines Highlight war allerdings als wir auf halber Strecke schnell schnell den Bus wechseln sollten und dabei auch eine Passagierin „verloren“ ging, was aber zum Glück nach 50 m auffiel, so dass sie noch zusteigen konnte. Auch den Gepäcktransfer mussten wir in dem Moment natürlich gut im Auge behalten. Aber: Ende gut, Alles gut!


Einen witzigen Zwischenstopp der etwas anderen Art hatten wir bei unserer Fahrt von Copacabana nach La Paz, als es unerwarteter Weise auf einmal hieß: alle Aussteigen und ab ins Boot! Wir mussten einen Seitenarm des Titicacasees überqueren und während wir uns mit 20 Personen auf einem Mini-Boot (auf dem in Deutschland etwa 5-6 Personen Platz finden würden) zusammenquetschten, fuhr unser Bus etwas abseits auf einer sehr interessanten, flachen Holzfähre über das Wasser (siehe Fotos). Ein tolles Spektakel an dessen Ende auch alle Passagiere wieder in die richtigen Busse zurückfanden (glauben wir zumindest)!


Neben diesen lustigen Busfahrten, war der Titicacasee auf jeden Fall ein lohnendes Highlight! Schon von unserem ersten Hotel in Puno aus konnte man die Ruhe und Erhabenheit diese riesigen Sees erahnen. Sehenswert waren hier aber vor allem noch die Schilfbauten und natürlich die tolle Gartenanlage mit jeder Menge freilaufender Meerschweinchen sowie zwei Alpakas.


Richtig „eingetaucht“ in die Atmosphäre des höchstgelegenen kommerziell schiffbaren Gewässers der Welt, sind wir dann aber auf bolivianischer Seite, als es mit dem Schiff für eine Nacht auf die Isla del Sol ging. Hier haben wir gleich nach unserer Ankunft am Vormittag eine Wanderung gestartet, die uns auf die beiden höchsten Erhebungen des südlichen Teils der Insel führten. Oft ging es dabei querfeldein über Stock und Stein, weil die Wege einfach endeten und so landetet man mal eben inmitten einer Schafsherde. Von den Gipfeln aus konnte man aber prima die riesigen Ausmaße des Sees erkennen (immerhin 15 mal so groß wie der Bodensee), bei dem man in manche Richtungen bis zum Horizont nur Wasser sehen kann.


Mindestens genauso toll und beeindruckend war es die Wolken zu beobachten! Bei über 3.800 m braucht man nicht mehr nach oben, sondern nur noch geradeaus zu schauen um die teils minütliche Änderung der weißen Gebilde zu beobachten. Und selbst von unserer kleinen charmanten Unterkunft direkt am Osthang der Insel hatten wir einen fantastischen Blick auf die schneebedeckten Anden praktisch vom Bett aus. Am zweiten Tag haben wir dann noch eine kleinere Wanderung auf den dritten Berg der Südinsel gemacht bevor unser Boot zurück nach Copacabana ging, wo wir auch die Hälfte unseres Gepäcks gelassen haben.


Getrübt wurde das Ganze nur ein wenig von dem wohl schon seit einigen Monaten herrschenden Nord-Süd-Konflikt auf der Isla del Sol. Weil die beiden Gemeinden sich dort zerstritten haben, ist auch für Touristen der Nord-Süd-Übergang auf dem typischen Wanderweg gesperrt gewesen. Doch durch unsere mehrfachen kleinen, aber dennoch anstrengenden Bergbesteigungen hatten wir trotzdem beste Ausblicke.